«Als Kommunität Diakonissenhaus Riehen sind wir eine evangelische Ordensgemeinschaft. Wir sind in der Nachfolge Jesu Christi in verbindlicher Lebens-, Glaubens-, Dienst- und Zeugnisgemeinschaft unterwegs.» (Aus unserem Leitbild)
Gegründet im Jahr 1852 reichen unsere Wurzeln in die Erweckungsbewegung des Pietismus im 18. und 19. Jahrhundert hinein und knüpfen an die in der Reformation abgebrochene Tradition der Orden an. Wir gehören als Gemeindezelle innerhalb der weltweiten Kirche unseres Herrn Jesus zur evangelisch-reformierten Kirche.
«Mein Gott, du zeigst mir den Weg zum Leben. Deine Nähe erfüllt mich mit Freude; aus deiner Hand kommt ewiges Glück.» Psalm 16,11.
So betete jemand vor ca. 4000 Jahren, und ich kann das nur unterstreichen! Gott ist fürs Leben, für erfülltes Leben! Als mir, knapp 20 jährig, klar wurde, dass ich Schwester werden soll, dachte ich zwar mehr an Verzicht. Habe ich doch in meinen Teenies-Jahren viel von Liebe, Ehe und Familie geträumt. Dennoch wollte ich den Weg gehen, den Gott mir deutlich gezeigt hat. Davonlaufen macht nicht glücklich, das war mir klar. So wagte ich 1966 den Schritt ins Postulat. Mein Schwesternweg gleicht einer bunten Palette von Schulung, Einsätzen und Aufgaben.
Eine markante Erfahrung möchte ich teilen: Mein damaliger Einsatzort war das das Haus der Stille in Wildberg, Zürcher Oberland, wo ich ca. 15 Jahre tätig war. An einem strahlenden Wintertag war ich mit den Langlaufski unterwegs, und dachte über mein Leben nach. Da war es mir, dass Jesus an meiner Seite war und mich fragte: «Nun, Martha, fehlt dir etwas»???» «Nein!» sagte ich, «Ich habe ein erfülltes Leben!» – Mit tiefer Freude im Herzen zogen wir zu Zweit weiter durch die verschneiten Wiesen!
Natürlich gab und gibt es auch schwierige Wegstücke. Doch das Glück überwiegt: «Du zeigst mir den Weg zum Leben. Deine Nähe füllt mich mit Freude»
Wir sind dazu berufen, verbindliches gemeinsames Leben zu wagen. Wie die ersten Christen lassen wir uns als Schwestern darauf ein, unser Leben in seiner Vielfalt zu teilen. In der täglichen Tischgemeinschaft, dem gemeinsamen Wohnen und in verschiedenen Formen des Austausches und Miteinanders begegnen wir uns in unserer Verschiedenartigkeit.
In mehreren Generationen mit unterschiedlichen Berufen, Lebenserfahrungen und Temperamenten leben wir zusammen und folgen Jesus nach. Das ist eine grosse Chance und eine grosse Herausforderung. Unsere gemeinsame Grundlage ist Gottes Liebe und Vergebung in Jesus Christus zu uns. Wir sind gerufen, das, was wir von Gott empfangen, an unsere Mitschwester und unseren Nächsten weiterzuschenken.
Wir sind dazu berufen, unseren Gott zu loben und anzubeten. Es ist uns ein tägliches Anliegen, Gott unsere Dankbarkeit für seine Liebe auszudrücken und in seiner Gegenwart zu bleiben. Dazu hilft uns der geistliche Rhythmus, der unser Leben als Schwestern prägt und durchdringt. In täglichen gemeinsamen Gebetszeiten, in Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern sind wir zusammen vor Gott.
Wir geben uns Christus neu hin und empfangen sein Wort an uns, das uns heilt und erneuert. Wir erbitten Gottes Hilfe in Anliegen einzelner Menschen und in so vielen weltweiten Herausforderungen. Das ist ein wesentlicher Teil unseres Auftrags als Kommunität. Auch für persönliche Zeiten der Betrachtung von Gottes Wort, des Gebets und der Stille nehmen wir uns jeden Tag Zeit.
Wir sind dazu berufen, Gott ganzheitlich und kreativ zu dienen. Jesus hat sich in seiner Liebe den Kranken, Armen und Leidenden zugewandt, um sie aufzurichten und zu befreien. In seiner Nachfolge sind auch wir aufgefordert, den Menschen in seinem Namen zu dienen. Innerhalb der Gemeinschaft verstehen wir Diakonie als geschwisterlichen Dienst untereinander.
Wir unterstützen uns mit unseren Gaben und stehen einander ermutigend bis ins hohe Alter zur Seite. Viele Aufgaben in der Gemeinschaft fordern unseren Einsatz und unsere Hingabe. Nach aussen wollen wir uns von Gott immer neu zeigen lassen, wie wir mit unseren Kräften und Fähigkeiten im Heute wirken können, um seine Liebe weiter zu schenken. Gastfreundschaft gehört als wesentlicher Auftrag ebenso dazu wie die Verkündigung des Evangeliums.
Wir sind dazu berufen, Gott mit unserem ganzen Leben zu bezeugen. Auch wir sind nur Menschen auf dem Weg, die Schwächen haben und Fehler machen. Wir sind nicht besser als andere – und doch sehen wir es als Auftrag, mit unserem Leben ein Zeugnis für Gott zu sein. Das kann geschehen, weil Jesus in uns lebt und uns auf unserem Weg führt.
Unsere alternative Lebensform, die oft interessiert und manchmal auch provoziert, wie auch unsere Tracht sind Zeichen für Gottes Wirklichkeit und eine Chance, mit Menschen ins Gespräch über unseren Glauben zu kommen. In persönlichen Begegnungen und ganz verschiedenen kreativen Formen wollen wir hinweisen auf Christus, der unser Leben neu gemacht hat und dazu einladen, sich auf Gott einzulassen.
Wir sehen unseren Auftrag darin, dort hineinzuwirken, wo Menschen im heutigen gesellschaftlichen Zusammenhang Hilfe benötigen. So verändern sich unsere Tätigkeitsfelder von Zeit zu Zeit, da wir offen bleiben möchten für Gottes Auftrag an unsere Kommunität. Als einzelne Schwestern erlernten wir ganz unterschiedliche Berufe, haben verschiedene Gaben. Wir wollen uns Gott zur Verfügung stellen, damit sein Reich gebaut werde.
Seit 1852 befindet sich in Riehen BS das geistliche und gemeinschaftliche Zentrum der Kommunität mit Mutterhaus, Feierabendhaus und dem Geistlich-diakonischen Zentrum. Zudem leben wir auch in Aussengemeinschaften: so zurzeit am Münsterplatz in Basel mit einem Haus des Gebets und der Gastfreundschaft; zwei Schwestern leben ihre kommunitäre Berufung in Burgund. An allen Orten leben wir im Rhythmus von Gebet und Arbeit.
Wir engagieren uns in praktischen Aufgaben, im Verkündigungsdienst, in der Seelsorge, in der Begleitung unserer betagten Mitschwestern, in sozialen Aufgaben, mit Kindern und Jugendlichen, unseren Gaben und Ausbildungen entsprechend. Gastfreundschaft ist ein wesentlicher Pfeiler unseres Auftrags und unseres Gemeinschaftslebens – unsere Türen stehen offen für Gäste, die einen Ort der Stille, des Rückzugs suchen, die ihre Beziehung zu Gott erneuern und vertiefen möchten. Wir weiten den Raum der Gemeinschaft, der uns geschenkt und von Gott anvertraut ist und laden in die Gemeinschaft mit Gott ein. Es ist uns wichtig, das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus in unterschiedlichen Formen weiterzugeben.
Er ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern mit der inneren Berufung, das geistliche Anliegen und Leben der Schwesterngemeinschaft von Riehen nach Massgabe der eigenen Lebensumstände zu teilen.
Auskunft:
Kommunität Diakonissenhaus Riehen
Sr. Sabine Höffgen, Oberin
Schützengasse 51
4125 Riehen
E-Mail: sekretariat@diakonissen-riehen.ch
Mit dem Freundeskreis besteht ein weiteres Gefäss der Zugehörigkeit zu unserer Kommunität.
Es ist offen für alle, die ihre Verbundenheit zu unserer Gemeinschaft konkreter ausdrücken und sich in verschiedenen Bereichen, Formen und Verbindlichkeiten mit engagieren möchten in der Erfüllung unseres Auftrags.
Es ist unsere Vision, dass Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Alter und Lebensumstände, einen Kreis von verbindlichen Freunden um unsere Kommunität bilden. Wir wünschen es uns, dass sich dieser Kreis zu einem gegenseitig stützenden und tragenden Gefäss entwickeln kann, mit unserem Gott als Anfang, Mitte und Ziel.
Mitgliedschaft im Freundeskreis
Rein äusserlich bildet unser Gelände schon ein kleines «Dorf»: verschiedene Gebäude stehen auf unserem Gelände an der Schützengasse und am Spitalweg. In zwei grossen «Etappen» (2013 und 2019/20) wurde unser ehemaliges Spitalgebäude ins «Geistlich-diakonische Zentrum» umgestaltet. Darin finden nicht nur unsere Gäste «Räume des Lebens und Glaubens», sondern auch Menschen, die in der Nähe unserer geistlichen Gemeinschaft leben möchten und selbst das Anliegen von gemeinschaftlichem Wohnen auf dem Herzen tragen. Diesem Anliegen entsprechend befinden sich im Geistlich-diakonischen Zentrum neben Wohnungen auch Gemeinschaftsräume, Gästezimmer, Essbereiche und das Café Spittelgarte, Räume für Ellel Ministries Schweiz, sowie Arztpraxen.
Erfunden haben wir es nicht – im Gegenteil: eine reiche Tradition hat uns befruchtet. Bereits im frühen Mittelalter formten viele Klöster Klosterdörfer, in denen Menschen in Verbindung mit der Klostergemeinschaft lebten, beteten und arbeiteten. Und auch unsere eigene Geschichte hat uns inspiriert: seit unserer Gründung gab es immer wieder Menschen, die für kürzere oder längere Zeit mit uns auf dem Gelände der Kommunität lebten, beteten, arbeiteten. Und es war – trotz Herausforderungen – eine gegenseitige Bereicherung und immer wieder auch ein Zeugnis für Gottes Liebe im konkreten Alltag.
Natürlich lässt sich ein frühmittelalterliches Klosterdorf nicht eins zu eins ins heute übertragen – jede Zeit muss ihre eigenen Ausdrucksformen finden, um den Menschen in den Anliegen, Fragen und Nöten ihrer Zeit zu begegnen. Was aber die Klosterdörfer trägt und belebt, sind die biblischen Leitbilder:
«Seit November 2019 sind die Wohnungen nach und nach bezogen worden. Im neueren Trakt sind wir inzwischen eine Gemeinschaft von gut dreissig Mitbewohnerinnen und -bewohnern und dazu kommen im älteren Trakt noch rund fünfzehn Personen dazu. Und so sind wir jetzt im erweiterten «Geistlich-diakonischen Zentrum» eine Bewohnerschaft von knapp fünfzig Personen: Jüngere und Ältere, Einzelpersonen, Ehepaare und auch zwei Familien. Auch einige Diakonissen gehören dazu, darunter meine Schwester Martha. – Seit einiger Zeit sind wir jetzt daran, geeignete Formen und Wege für unser gemeinschaftliches Leben und persönlichen Engagements in der grossen Gemeinschaft zu entwickeln und zu erproben.
Ich schätze beides sehr: Hier in unterschiedlichem Kontakt zu ganz verschiedenen Menschen zu leben und gegenseitige Unterstützung und Anteilnahme zu erfahren und andererseits meinen privaten Wohnraum zur Verfügung zu haben in einer grosszügigen Zweizimmer-Wohnung mit Fenstern nach Ost, Süd und West und einem grossen Balkon.
Bald lebe ich nun ein Jahr hier in Riehen. Die Zeit ist mir wie im Flug vergangen, und ich bin gespannt darauf, wie sich hier alles weiter entwickeln wird. Mir gefällt die Bezeichnung «Klosterdorf» gut. Sie nimmt für mich das mittelalterliche Bild auf von Siedlungen, die sich um Klosteranlagen gebildet und entwickelt haben. So erlebe ich auch unser gemeinschaftlich geprägtes Miteinander der Kommunität der Diakonissen, der Menschen vom Drittorden, der Mitarbeitenden in den verschiedenen Aufgabenbereichen und von uns Mitbewohnenden.»
Frieder Herren
Unsere Gründung durch den Sekretär der Christentumsgesellschaft, Christian Friedrich Spittler (1782-1867), ist eingebettet in die kirchliche Bewegung des Pietismus im 18. und 19. Jahrhundert. Ein starker Bezug zur Herrnhuter Brüdergemeine befruchtete das geistliche und gemeinschaftliche Leben und den sozial-diakonischen Auftrag. Elemente eines Lebens in verbindlicher christlicher Gemeinschaft, unter Gottes Wort, im Gebet und im Handeln aus dem Glauben heraus, sind für uns richtungweisend.
Die Gründung knüpft zudem am Ordensgedanken der ungeteilten Kirche an, der in den Kirchen der Reformation vergessen ging. Wir beziehen uns seit den Anfängen auf die Lebensform des geregelten Betens und Arbeitens und entdeckten dazu schrittweise die von Gottes Wort inspirierte Benediktsregel aus dem 6. Jahrhundert.
Die Entwicklung der Kommunität wird durch die Menschen, die ihr angehören und durch zeitbedingte gesellschaftliche Gegebenheiten geprägt. Wir unterscheiden verschiedene Phasen der Geschichte:
Die Gründungszeit wurde geistlich und organisatorisch wesentlich durch die erste Oberin, Schwester Trinette Bindschedler (1825-1879), geformt. Als Ziel der Gründung im Jahr 1852 formulierte Spittler, «dass der Wille seiner (Gottes) barmherzigen Liebe hierin geschehe zum Heil der leidenden Menschheit und zum Preise seines hochheiligen Namens». Der Zeit des Aufbaus folgten Phasen der Institutionalisierung und der Übernahme von zahlreichen Aufgabenfeldern in der ganzen Schweiz. Mit dem Kleinerwerden der Schwesternzahl und der bewusst gestalteten Neuorientierung wurden Institutionen wieder abgegeben. Die kommunitäre Ausprägung der Schwesterngemeinschaft wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts akzentuiert und vertieft. Dies mündete 2008 rechtlich in die Anpassung des Namens und der Statuten.